Einfaches für entspannte Tage

Stress bewältigen – Burnout vorbeugen

(Empfehlenswert, das Buch: „Die Mañana-Kompetenz: Entspannung als Schlüssel zum Erfolg“ vom ärztlichen Kollegen Gunter Frank und der Psychologin Maja Storch)

Bewusst auf das eigene Befinden achten – das ist das große Geheimnis.

Oft wirken Sorgen, wie scheinbare Sachzwänge, im beruflichen Alltag. Das erzeugt  eine Problemtrance, einen Tunnelblick, der Sie dann daran hindert, klare, kreative Gedanken zu fassen.
Doch statt sich darin zu verlieren, sich auf das Problematische zu fokussieren: sorgen Sie gut für sich selbst; für Ihren Körper, die seelische Balance, für klare Strukturen und eine klare Haltung und Ausrichtung. Wer kreativ sein will, braucht Pause, Abstand, Müßiggang, einen körperlich und seelisch entspannten Zustand, um in der Ausgangslage für Lösungen bei sich selbst anzukommen und in der „eigenen Mitte“ zu ruhen.

Es ist also durchaus wichtig, gelegentlich die Bewusstseinsebene zu wechseln, die Blickrichtung zu verändern, wie auch den eigenen, vielleicht eingefahrenen Weg oder Standpunkt zu verlassen und auch einmal „von Außen“ auf die Situation zu schauen.

Der einzig effektive Weg aus gestresster Anspannung ist, dem Körper die Gelegenheit zu geben, sich wohler zu fühlen.
Doch dazu muss man ihn, den Stress, die Belastung, die Anspannung, erst einmal wahrnehmen – und seine Informationen, die er uns schenkt, auch für wahr nehmen.

Stress sorgt – neben verminderter Durchblutung von Gehirn und Magen-Darm-Trakt – dafür, dass unsere Muskulatur reichlich Energie zur Verfügung gestellt bekommt.
Daher ist es hilfreich, in Bewegung zu kommen, um die Energie wieder los zu werden. Denn andernfalls wird sie über erhöhte Anspannung, also Haltearbeit, oder innere Minibewegungen, die als Unruhe gespürt wird, abgeführt.
In der Bewegung wird es zudem leichter, den Druck, die Erschöpfung im Körper zu spüren und zu erlauben, dass er da ist. (Denn da ist er ja so wie so – und damit auch wirksam; da ist es egal, nein, schädlich, wenn wir das Bewusstsein darüber verdrängen. Die Folgen wie erhöhter Blutdruck etc. sind bekannt.)

In der Regel können wir gut beschreiben, wie sich unser Körper anfühlt – jedenfalls mit etwas Übung und Achtsamkeit auf dieses Thema.
Stecken wir allerdings im Stress, ist es deutlich schwieriger, genaue Signale des Körpers zu differenzieren. In der allgemeinen Anspannung sind die Muskeln chronisch zusammengezogen; die übliche Auslenkung bei Bewegungen ist eingeschränkt. So messen die Mechanorezeptoren zur Wahrnehmung der räumlichen Lage und mechanischen Belastungen des eigenen Körpers wenig, die Eigenempfindung sind entsprechend spärlich.

So strecken sich denn auch die meisten instinktiv, machen sich breiter und größer, reißen das Fenster auf, um Luft zu bekommen,  wenn sie aufgefordert werden, aus ihrer Blockierung herauszukommen.
Machen Sie diese Bewegung einmal bewusst … oder im Alltag auch ganz systematisch:
Starten Sie bei Ihrem Stand; konzentrieren Sie sich auf Ihre Füße, auf die Fußsohlen und darauf, dass die Erde uns trägt; sind die Knie durchgedrückt oder reaktionsbereit beweglich, ist die Figur aufrecht, der Bauch entspannt, die Atmung frei, die Schultern gelassen, das Gesicht entspannt, usw.
Verfolgen Sie die Veränderungen, die Sie allein dadurch in sich wahrnehmen, dass Sie Ihren Blick innerlich dort hin richten.

Zum Beispiel werden Sie erleben, wie sich Ihr Rücken allmählich aufrichtet und Ihre Atmung wieder leichter fließt, tiefer wird. Vielleicht merken Sie auch, wie Ihre Auge humorvoll anfangen zu blitzen oder sich Ihr Blick über das eigene hinaus begibt und die Umgebung ganz anders wahrgenommen werden kann; die Stimmung hebt sich.

Natürlich ist es leichter, sich im geschützten Raum, in einer Gruppe und weit weg von den Alltagspflichten besser zu fühlen.
Da Erholung sich jedoch nicht lange speichern lässt, sollten solche Achtsamkeits- und Entspannungsübungen zum „täglichen Brot“ gehören. (Das gilt für den heutigen Normalbürger, der in der Regel täglich Spannungen ansammelt. Sollte dem nicht so sein, gilt für Sie natürlich auch der Umgekehrte Fall, dass wer zu entspannt ist, Spannung braucht, um Gesund zu bleiben.) Wir brauchen den wiederholten Wechsel von (*Sympathikus)Aktivität zu (*Parasympathiko)Tonus täglich in einem ausreichenden Maße (* dies sind die beiden Schenkel des vegetativen Nervensystems, mit dem wir unser Verhalten, wie ein Kutscher die Pferde, in die eine oder andere Richtung lenken können).
Auch Ihr Auto würde ohne die Pausen an der Tanke und in der Wartungshalle des Autohauses nicht lange fahren.

Neben tiefem Schlaf und Tiefenentspannung kann man im Alltag mit sich alleine die „Stopp-Technik“ sehr gut nutzen:
Wenn Sie merken, dass Sie sich verkrampfen, die Schultern hoch ziehen oder ähnliches, dass Sie sich irgendwie unwohl fühlen: Halten Sie sofort inne und spüren nach, wie Ihr Körper sich anfühlt und was er braucht.
Suchen Sie nicht verbissen nach Lösungen und Möglichkeiten der Veränderung, sondern lassen Sie völlig los. Sagen Sie sich: „Ja, so ist das gerade.“
Durch das Annehmen dessen, wie es ist und das Loslassen des Veränderungszwanges kommen Sie aus der Problemtrance und dem damit einhergehenden Tunnelblick heraus.
Erst im nächsten Schritt stellen Sie eine Diagnose bezüglich Ihres Ist-Zustandes.
Dann bemühen Sie sich um eine realitätstaugliche Lösung im Hier und Jetzt; und zwar Schritt für Schritt.
Formulieren Sie ihre Schritte klein, konkret, zeitnah und realistisch und würdigen Sie Ihre Erfolge.

Das eigene Wohlbefinden hat Vorfahrt!
Wenn Sie sich nicht gut fühlen, können Sie auch nichts Gutes weitergeben – Sie sind ja nicht im Besitz davon.

Ärzte z.B. werden im Studium kaum darauf vorbereitet, dass der Arztberuf eine Menge an Fähigkeiten erfordert, die mit Krankheitslehre an sich wenig zu tun haben. Nicht jeder  Student mit Einser-Abitur bring zwangsläufig Fertigkeiten mit, wie schnelle Auffassungsgabe, Empathie, Organisationstalent, schnelle Entscheidungsfindung, ein gewisses Charisma, Vermittlungsfähigkeit, eine hohe Belastbarkeit, Menschenführung und wirtschaftliches Denken. Dazu kommt die Notwendigkeit, bei all der Konfrontation mit schweren Schicksalen, Widerständen von Patienten und Sparzwängen im Gesundheitswesen eine besondere Fürsorge für die eigene seelische und körperliche Befindlichkeit, ebenso wie die der MitarbeiterInnen, walten zu lassen.

Nun, wer es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Leben von Menschen zu retten, der fängt am besten mit dem eigenen Leben an.

Für die Patienten ist dies zugleich ein Gütekriterium, an dem sich ablesen lässt, in wessen Hände man sich begibt und welches Menschenbild vertreten und gelebt wird.

Sich selbst in seiner Überforderung und Erschöpfung ernst zu nehmen, sich nicht ständig zu vertrösten oder zu zwingen, sondern echt Anteil zu nehmen, fällt erst einmal ziemlich schwer. Denn insbesondere Ärzte haben sich, aus Selbstschutz, im Laufe ihrer Ausbildung und Berufstätigkeit oft eine gewisse professionelle Distanz angewöhnt und von älteren Kollegen anempfohlen bekommen. In der Folge, und das ist immer wieder ein echtes Problem, sind die, die so mit sich umgehen, vom Wahrnehmen und Achten ihrer selbst und den eigenen Bedürfnissen abgeschnitten. Sie sind es nicht gewohnt, Kontakt mit dem eigenen Wesenskern aufzunehmen; sich etwa zu fragen: „Wie geht es mir und was will ich jetzt wirklich?“ Zudem wähnt man sich „auf der richtigen Seite“, so dass einem selbst nichts passieren kann; denn schließlich definiert man ja selbst, was gesund und was krank ist.
Ähnliche Betriebsblindheiten finden sich bei jedem und – in der einen oder anderen Form – in allen Berufsbildern.

Oft ist zudem die Angst vor der Wahrheit groß.
Denn, die Wahrheit sehen, könnte ja Konsequenzen nach sich ziehen. – Ob man die so will? Genau damit möchte man sich ja nicht auseinandersetzen.
Stattdessen wird sich abgelenkt, mehr gearbeitet, Freizeitstress organisiert, geraucht, getrunken, nur um am Gewohnten festhalten zu können.
Dabei weist genau dieses Verhalten darauf hin, dass dringend Modernisierungen anstehen.
Meist ist die Realität dann sogar freundlicher, als unsere Befürchtungen.

Meist reichen kleine Veränderungen, um die aktuelle Situation zu verbessern.

Und selbst die meisten Katastrophen sind mit Mitgefühl und Trost leichter zu ertragen.

Das ist keine Augenwischerei; es lässt sich sogar neurobiologisch erklären:
liebevolle Wertschätzung, auch uns selbst gegenüber, löst im Limbischen System (einem Teil des Gehirns, das für die Gefühlssteuerung zuständig ist) über die Erhöhung des Botenstoffes Dopamin ausgesprochene Lustgefühle aus; zudem steigern körpereigene Opioide Wohlgefühl und Frustrationstoleranz; während Oxytocin das Selbstwertgefühl fördert.

Bleibt diese positive Stimulation aus, stürzen Stimmung und Selbstwertgefühl ab.
Eine Flut von Stresshormonen im Blut beeinträchtigen schließlich den Serotoninstoffwechsel, der für gute Laune zuständig ist. Eine depressive Stimmung breitet sich aus: Gefühle von Verlassenheit, Arbeitsverdrossenheit, Hoffnungslosigkeit und schließlich Selbsthass drängen sich in den Vordergrund des Bewusstseins.
Das ist dann das Vollbild einer Depression;
heute gerne als Burnout benannt, da das Ausgebranntsein von Schuldgefühlen entlastet: denn wer ausgebrannt ist, hat vorher  viel gearbeitet und sich dabei verbraucht; ist also (scheinbar) schuldlos an diesem, durch hohe Motivation und Einsatz, herbeigeführten Zustand. Da jede Vorderseite eine Rückseite hat und da die antreibende Schraube eines Schiffes am Heck sitzt und nicht am Bug zu suchen ist, wo die Wellen zerteilt werden, zeigt das aktive in den Blick rücken positiv zu bewertende Aspekte, wie hohe Leistungsmotivation, dass hier Schuldgefühle und Scham treibende Kräfte für die Auswahl der Begrifflichkeit Burnout, statt Depression, sind.

Damit es nicht soweit kommt, ist es wichtig, sich „kleine Fluchten“ zu schaffen und für Entspannung zu sorgen.

Hilfreich zur Stressbewältigung ist es

  • beim Gehen alle Bewegungen zu genießen; überhaupt in Bewegung zu kommen.
    Lassen Sie ganz bewusst den Kiefer locker; entspannen Sie die Stirn; atmen Sie tief und gleichmäßig bis hinab, so dass Sie die Bewegungen des Bauches beim Ein- und Ausatmen gut spüren können.
  • sich eine lockere Haltung anzugewöhnen – auch, und gerade mitten im Stress.
    Das erfordert eine gewisse Bewusstheit und hat den positiven Effekt, dass die eigene Situation aus einer freundlichen Distanz betrachtet werden kann
    (wobei z.B. die Formeln des Autogenen Trainings, die progressive Muskelentspannung, ein Bodyskan und andere Achtsamkeitsübungen oder Meditationspraxis sehr gut unterstützen).
    Solches Bewusstsein lässt sich immer nur für kurze Zeit aufrechterhalten; erwarten Sie also nicht zu viel von sich.
  • ausreichender Schlaf zur rechten Zeit,
    also dann wenn Ihr Biorhythmus bestimmte Stoffwechselprozesse durchläuft, die kaum zu anderen Zeiten nachgeholt werden können.
    Wenn es dämmrig wird, bekommen die Zellen das Signal, sich auf´s Ruhen vorzubereiten; während helles Licht ein Wach-Signal ist.
  • viel Wasser trinken und sich mit gut Lebensmitteln (nicht Nahrungsmitteln) versorgen.
  • an Wochenende Erholung an der frischen Luft suchen und Alkohol achtsam konsumieren.
    (Ein Problem mit dem Alkohol ist, dass die Leber ihn bevorzug verarbeitet und erst einmal für Entgiftung sorgt. Das ist gut so, stellt aber alle anderen wichtigen Stoffwechselprozesse zurück, bis wir wieder clean sind.
    Damit das schneller geht werden anfänglich mehr Enzyme bereitgestellt, so dass man Anfangs zunehmend „mehr verträgt“. Wenn die Leber jedoch mit ihren Aufgaben wächst, ist das nicht unbedingt positiv zu sehen, zumal die Leber wegen des überreichen Kalorienangebotes im Alkohol verfettet und deshalb anschwillt; später führt das zu  Entzündungen, so dass dann erst die Leberenzyme bei der Blutuntersuchung ansteigen. Allmählich vernarbt die Leber dann und schrumpft.
    Da aber alles Blut durch die Leber fließen muss, staut es sich immer mehr und muss Umwege in sich erweiternden Venen suchen; platzen diese, verblutet man. Zuvor ist allerdings das Gehirn bereits an Selbstvergiftung geschädigt, durch nicht mehr produzierte Baustoffe und überzählige giftig Abbauprodukte des Stoffwechsels.)
  • Nützlich sind auch Aufräumen, Ordnung halten und Wegwerfen; ggf. eine Haushaltshilfe.
  • Manchmal ist die Entscheidung nötig, das eigene Leben grundsätzlich zu verändern.
    Lassen Sie die Dinge in Ruhe reifen! Klären Sie Ihre Motive! Tun sie nur, was für Sie wirklich Sinn macht!
    Alles hat immer seinen Preis – einen Tod muss man sterben; jedoch die Art und Weise, wie das geschieht, das liegt in unserer eigenen Hand, jeden Tag.
    Denn er-leben und ver-sterben sind ein und der gleiche Prozess.


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