Stadien der Veränderung

(nach J. O. Prochaska)

Unabhängig davon, ob Veränderungen durch professionelle Hilfe beeinflusst wird oder nicht, geht das Stadienkonzept davon aus, dass Menschen bei jeder bewussten Verhaltensänderung bestimmte Phasen durchlaufen:
(im Gegensatz zur herkömmlichen Auffassung, Verhaltensveränderungen seien dichotomen organisiert: Ja – Nein – Entscheidung)

Sorglosigkeit – Precontemplation
Bewusstwerdung – Contemplation
Vorbereitung – Preparation
Handlung – Action
Beibehaltung – Maintenance

Verhaltensänderung ist ein Kontinuum, das sich entsprechend den Stadien und oft in rückfallbedingten Spiralen zur difinitiven Stabilisierung hin entwickelt.
Betont wird bei diesem Konzept die Selbststeuerung, Kompetenz und Eigenverantwortlichkeit der Betroffenen und ihres sozialen Umfeldes.

  • Im Stadium der Sorglosigkeit fehlt ein Bewusstsein darüber, dass sich das jeweilige Verhalten auf die eigene Gesundheit oder Person negativ auswirken könnte. Entsprechende fehlt auch der Vorsatz einer Verhaltensänderung für die absehbare Zukunft. In diesem Stadium provozieren gut gemeinte Anregungen zur Änderung meist nur Widerstand; insbes. wenn sie zu forsch vorgetragen werden. Auch das Vorführen Furcht einflößender Konsequenzen führt eher zu Abwehr und Blockade. Es bleibt meist nur die Möglichkeit, Ansprechbarkeit und Verständnis zu signalisieren.
  • Bewusstwerdung ist die erste Stufe in Richtung geänderten Verhaltens. Dem Betroffenen wird allmählich klar, dass sein Verhalten negative Konsequenzen für ihn oder seine Umgebung haben kann. Es ist jedoch noch keine Entscheidung zur Veränderung gefallen. Ambivalenz und Abwägen des Für und Wider sind typisch für diese Situation. Jetzt sollten die Gründe für das bisher gelebte Verhalten und die Gründe, die gegen eine Verhaltensänderung sprechen, thematisiert werden. (Frühestens jetzt nutzen gedruckte Materialien.)
  • Das Stadium der Vorbereitung, ist durch einen klaren Entschluss, das eigene Verhalten in den nächsten vier Wochen zu ändern, gekennzeichnet. Kleine Schritte sind in dieser Zeit häufig. Auch in diesem Stadium kann eine Bearbeitung der Ambivalenz noch aktuell sein. Nun kann die Diskussion konkreter Methoden erfolgen, mit denen Veränderung bewerkstelligt werden soll.
  • Fassbare Änderungen des Verhaltens können wir im Stadium der Handlung feststellen. Die Betroffenen haben sich (vor sich oder vor anderen) zur Verhaltensänderung verpflichtet; sie investieren Zeit und Energie, das Ziel zu erreichen. Allmählich erfahren sie, dass sie die Kontrolle über ihr eigenes Verhalten (wieder-)erlangen. Sie vermeiden Auslöser, die das nicht mehr erwünschte Verhalten fördern und belohnen sich für vollzogene bzw. durchgehaltene Änderungen.
    Im Actions-Stadium wird der konkrete Plan mit realistischen Einzelschritten umgesetzt. Das soziale Umfeld gewinnt ab hier immer mehr Bedeutung in ihrer unterstützenden oder hemmenden Wirkung.
  • Beibehaltung ist als durchaus aktiver Abschnitt in der Verhaltensänderung zu verstehen. Um jederzeit mögliche Rückfälle zu verhindern, müssen die Betroffenen und ihre Umgebung aktiv an der Stabilisierung arbeiten, oft lebenslang. Rückfälle können von jeder einmal erreichten auf jede frühere Stufe hin erfolgen; die dieser Stufe folgenden Stadien müssen dann noch einmal durchlaufen werden. Dies geschieht meist mehrere Male, so dass sich bis zur endgültigen Stabilisierung des Verhaltens ein sprialförmiger Verlauf ergibt. Rückfälle sollten deshalb als normaler Bestandteil des Veränderungsprozesses verstanden werden – mit ihrer Hilfe lassen sich Hindernisse identifizieren, die einer Verhaltensänderung noch im Wege stehen!


Nach oben | Zurück

Privatpraxis für Psychotherapie, Coaching und Supervision | Am Hain 2 | 35444 Biebertal Kontakt Anfahrt Impressum Datenschutz